Akteure der Zivilgesellschaft. Individuelle Ressourcen, soziale Basis, Vergesellschaftung

Akteure der Zivilgesellschaft. Individuelle Ressourcen, soziale Basis, Vergesellschaftung

Organizer(s)
Zentrum für Vergleichende Geschichte Europas (FU Berlin)
Location
Berlin
Country
Germany
From - Until
18.04.2002 - 20.04.2002
By
Manuel Borutta, Institut für Geschichtswissenschaften, HU-Berlin; Nina Verheyen, Wissenschaftszentrum Berlin

Das unter Politologen und Soziologen verbreitete Konzept der Zivilgesellschaft stößt bei Historikern auf Vorbehalte: Zum einen drohten bei seiner Anwendung analytische und normative Dimensionen zu verschwimmen. Zum anderen berge die westliche Herkunft des Interpretaments die Gefahr des Modellimperialismus. Gerade im Hinblick auf Osteuropa bestehe so das Risiko einer Verfertigung bloßer Defizitgeschichten mit tautologischen Resümees wie etwa: In Rußland gab es keine Zivilgesellschaft, weil es dort kein Bürgertum gab – „und das haben wir gewußt“ (Franz Kafka). Bietet der Blick auf Akteure, die im Zuge der praxeologischen Wende der letzten Jahre systematisch aufgewertet worden sind, einen Ausweg aus diesem Dilemma? Eine Antwort auf diese Frage suchte die von Arnd Bauerkämper konzipierte Konferenz „Akteure der Zivilgesellschaft. Individuelle Ressourcen, soziale Basis, Vergesellschaftung“ vom 18. bis zum 20. April 2002 im Zentrum für Vergleichende Geschichte Europas in Berlin.

Den Auftakt bildeten zwei Eröffnungsvorträge, in denen polare Möglichkeiten des Umgangs mit dem Konzept der Zivilgesellschaft vorgeführt wurden. Aus strukturfunktionaler Perspektive konturierte der Politologe Hans-Joachim Lauth (Mainz) eine „ideale Zivilgesellschaft“ mit dem Fluchtpunkt einer nachhaltigen Demokratisierung von Staat und Gesellschaft. Vor dem Hintergrund der Transformationsforschung plädierte er für die Pluralisierung, Dynamisierung und Kontextualisierung des Konzepts, unterschied Funktionen und Idealtypen von Zivilgesellschaft und machte darauf aufmerksam, daß deren Genese von einer Vielzahl politischer, kultureller, ökonomischer und internationaler Faktoren abhänge. Eine akteursorientierte Perspektive wählte dagegen der Historiker Dietrich Beyrau (Tübingen). Er bettete den sowjetischen Sozialismus in die moderne Geschichte der Subjektdisziplinierung ein und machte ihn so vergleichbar mit westlichen Projekten von Zivilgesellschaft. Im Zentrum der sozialistischen Variante stand das Kollektiv. Für Pluralität und Abweichung war in der kommunistischen Utopie des „Neuen Menschen“ kein Platz vorgesehen. Andererseits sah sich gerade das Sowjetregime aufgrund seiner revolutionären Herkunft auf die spontane Partizipation der Massen angewiesen. Nach Stalin zielte es verstärkt auf freiwillige, „authentische“ Mitarbeit. Die Intransparenz politischer und ökonomischer Entscheidungsprozesse erstickte solche Initiativen jedoch meist bereits im Keim.

Die erste Sektion widmete sich „Kernen der Zivilgesellschaft“. Gunilla Budde (Berlin/Bielefeld) kritisierte die in der Zivilgesellschaftsforschung gängige Ausblendung privater Handlungsräume und warnte vor einem Rückfall in das Paradigma der „separate spheres“. Am Beispiel der bürgerlichen Familie im Kaiserreich zeigte sie, daß Frauen in der Familie zivilgesellschaftliche Formen und Inhalte zum einen vermittelten, zum anderen selbst praktizierten. Die Familie sei daher eine Kerninstitution der Zivilgesellschaft. Die Abgrenzung der Zivilgesellschaft vom Staat problematisierte Kirsten Bönker (Berlin/Bielefeld). Am Beispiel der Presse und der Abgeordneten im Gouvernement Saratov des Zarenreichs der Jahrhundertwende demonstrierte sie die Verflechtung der Wirkungsfelder von Journalisten und Politikern. Als Akteure lokaler Zivilgesellschaften war ihr Engagement von utopischem Sendungsbewußtsein getragen. Sie beanspruchten, das Gesamtwohl zu repräsentieren. In Spannung hierzu stand die reale Exklusivität des politischen Systems. Adina Lieske (Berlin) untersuchte die Rolle von Bildung für die Vergesellschaftung von Arbeitern in Leipzig und Pilsen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein ursprünglich bürgerliches Konzept wirkte zugleich handlungsmotivierend und partizipatorisch: Bildung erschloß neue öffentliche Räume und diente der Selbstorganisation, Vernetzung und Teilhabe. Arbeiter wurden zu maßgeblichen Trägern der Zivilgesellschaft und leisteten so der Universalisierung bürgerlicher Werte Vorschub, was in der Diskussion die Frage aufwarf, ob dies als Demokratisierung oder als kulturelle Kolonisierung zu deuten sei und inwiefern sich bürgerliche Bildung im Zuge ihres Transfers zur Arbeiterschaft veränderte. Hans-Ulrich Wehler (Bielefeld/Berlin) warb in seinem Kommentar für eine stärkere Berücksichtigung begrifflicher Differenzierungsleistungen „Bürgertum“, „Bürgerlichkeit“, „bürgerliche Gesellschaft“) der Bürgertumshistoriographie in der Zivilgesellschaftsforschung, um deren zuweilen teleologischen Duktus zu überwinden. Wie „bürgerliche Gesellschaft“ sei „Zivilgesellschaft“ primär als „normative Zielutopie“ zu verstehen. Gegenüber dem Begriff der „bürgerlichen Gesellschaft“ wurde jedoch in der Diskussion die bessere Anwendbarkeit des Begriffs „Zivilgesellschaft“ auf Osteuropa und das 20. Jahrhundert betont.

Die zweite Sektion thematisierte „zivilgesellschaftliches Handeln“. Am Beispiel des kurländischen Adels im 19. Jahrhundert lotete Mathias Mesenhöller (Leipzig/Berlin) das Verhältnis von Zivil- und Ständegesellschaft aus. Ungeachtet seiner partikularen Intentionen und Interessen handelte der Adel hier durchaus zivilgesellschaftlich, ohne dabei allerdings je seine auf die Perpetuierung sozialer Ungleichheit zielende Gesellschaftsutopie aufzugeben. Letztlich erwies er sich damit als inkompatibel mit der Zivilgesellschaft. In Spannung hierzu stand der Befund von Philipp Ther (Berlin), dessen Vergleich des zivilgesellschaftlichen Engagements von Adeligen und Bürgern für Theater im 19. Jahrhundert keine signifikanten Unterschiede ergab. In ostmitteleuropäischen Städten (Leipzig, Lemberg, Prag) agierten beide sozialen Formationen funktional äquivalent. Einen Gegenpol bildete das Hoftheater mit seiner Betonung von Repräsentation und amusement. Allerdings wich der Bildungsgedanke auch in den „gesellschaftlichen Theatern“ bald dem Bedürfnis des Publikums nach Unterhaltung. Ebenfalls im Reich der Kunst bewegte sich Manuel Frey (Berlin), der die Tätigkeit von Stiftern in Deutschland und der Schweiz als „Diskretionspolitik“ im Dreieck zwischen Individuum, Institution und Öffentlichkeit beschrieb. Als kultureller Unternehmer war der Stifter auf die Vermittlung des Staates angewiesen. Als Grenzgänger zwischen öffentlicher und privater Sphäre basierte sein zivilgesellschaftliches Handeln auf Diskretion, Vernetzung und Vertrauen, orientierte sich aber zugleich am Gemeinwohl und zielte auf öffentliche Anerkennung. Die Adressaten von Projekten der „Zivilisierung“ nahm Jörn Grünewald (Berlin) in den Blick. In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden Arbeiter in Baku und Odessa Zielobjekt von Erziehungsinitiativen des zaristischen Staates, liberaler Eliten und der bolschewistischen Arbeiterbewegung. Ein in der Kultur der westeuropäischen Aufklärung wurzelndes, an die Peripherie Osteuropas transferiertes Projekt der Moderne konstruierte genau jene „Barbarei“, die es zu bekämpfen vorgab und nahm dabei mitunter selbst grausame Züge an. Die Kolonisierten reagierten unterschiedlich: Während sich jüdische Arbeiter in Odessa assimilierten, sahen muslimische Proletarier in Baku in der fremden Zivilität oftmals keinen Sinn. Im Kontrast zur Mehrzahl der Beiträge betonte Michael G. Müller (Halle) in seinem Kommentar, daß zivilgesellschaftliches Handeln nicht auf zivilgesellschaftliche Intentionen angewiesen sei. Um zivilgesellschaftliches Handeln des Adels nicht auszublenden, forderte er, Adeligkeit nicht mit dem adeligen Projekt gleichzusetzen. Im Abendvortrag suchte John Keane (London) nach Gründen für die Konjunktur des Themas Zivilgesellschaft und fand sie im „Collapse of the Ivory Tower“. Im Zuge der Globalisierung und der technologischen Revolution sehe sich „higher education“ einer Demokratisierung und Kommerzialisierung ausgesetzt, die die Autonomie der Wissenschaft auflöse. Dern Zusammenhang dieses Befundes mit der Konjunktur des Themas Zivilgesellschaft blieb allerdings offen.

Die dritte Sektion behandelte „Konturen und Grenzen der Zivilgesellschaft“. Dietmar Müller (Berlin) lieferte ein Beispiel für die „Wertneutralität“ zivilgesellschaftlicher Institutionen. Um den Staats- und Nationsbildungsprozeß voranzutreiben, nahm die rumänische Regierung in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts Repräsentanten der oppositionellen Intelligencija in staatliche Kulturorganisationen auf, die jedoch von diesen fortan als Medium nationalistischer Agitation und Druckmittel gegenüber der Regierung genutzt wurden. Leidtragende dieses „kidnappings“ semi-zivilgesellschaftlicher Institutionen waren vor allem Juden. Sie wurden zu Zielobjekten von Projekten „lateinisch-romanischer Zivilisierung“ oder – im Zuge einer „Ontologisierung von Differenz“ – zu Opfern antisemitischer Gewalt. Daß die Zivilgesellschaft keinen herrschaftsfreien Raum, sondern eine Arena sozialer Konflikte darstellt, zeigte Regina Vogel (Berlin) am Beispiel bürgerlichen Lobbyings in der frühen Bundesrepublik. In den Arbeitgeber- und Hochschullehrerverbänden vertraten Unternehmer und Akademiker unter Berufung auf universalistische Werte partikulare Interessen. Um Distanz gegenüber der Normativität des Konzepts zu wahren, plädierte Vogel dafür, die Interessen und Werte zivilgesellschaftlicher Akteure gemeinsam zu betrachten. Für eine definitorische Abgrenzung der Zivilgesellschaft vom Staat warb Ingo Eser (Berlin) in seinem Beitrag über die deutsche Minderheit im Polen der Zwischenkriegszeit. Um privaten Unterricht in der Muttersprache zu gewährleisten, kooperierten Lehrer, Vereine, Parteien und konfessionelle Gemeinschaften. Mit dem Ziel, eine kulturelle Assimilation der deutschen Minderheit zu verhindern, wurde diese Praxis vom preußischen Staat und vom Deutschen Reich finanziert und beeinflußt. Doch obwohl zivilgesellschaftliche Formen und nationalistische Inhalte auseinanderklafften, kam es im Zuge der Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden auch zu Prozessen der Annäherung und Verständigung. Daß die Idee der Nation im 19. Jahrhundert für die Formierung der Zivilgesellschaft konstitutiv war, zeigte Maciej Janowski (Warschau) am Beispiel Polens. Hier vollzog sich die Nationsbildung in drei verschiedenen Staatsgebilden unter wechselnden Regierungsformen und war daher besonders auf zivilgesellschaftliches Handeln angewiesen. In der Vision „organischer Arbeit“ verbanden sich nationalistische und zivilisatorische Elemente mit dem Ziel einer Verschmelzung von Adel und Bauerntum. In ihrem Kommentar unterstützte Ute Frevert (Bielefeld) das Bemühen der Beiträge, die Grenzen der Zivilgesellschaft gegenüber Staat und Markt empirisch zu untersuchen, statt sie a priori zu bestimmen. Im Hinblick auf die inneren Grenzen der Zivilgesellschaft betonte sie die konstitutive Rolle des „Anderen“. Zur Operationalisierung des Auseinanderklaffens zivilgesellschaftlicher Formen und Inhalte schlug Frevert die Definition einer „Kultur der Zivilität“ vor, die durch das Konzept der Differenz gekennzeichnet sei, welches wechselseitige Anerkennung ermögliche.

Die vierte Sektion fragte, ob wir uns „auf dem Wege zu einer globalen civil society“ befinden. Bernhard Struck (Berlin) zufolge bewegte sich die Wahrnehmung deutscher Reisender nach Frankreich und Polen seit 1830 in umgekehrter Richtung: weg von der kosmopolitischen Perspektive der Aufklärung hin zur nationalen Perzeption kultureller Differenz. Im Vergleich mit der Herkunftsgesellschaft wurde das bereiste Land auf einer imaginären Landkarte europäischer Zivilität verortet. Die intellektuelle Transferleistung von Remigranten aus der anglo-amerikanischen Welt in die frühe Bundesrepublik thematisierte Arnd Bauerkämper (Berlin). Seit den 1950er Jahren sorgten sie als „Virtuosen kultureller Übersetzungsarbeit“ für eine Verschmelzung anglo-amerikanischer und nationaler Denktraditionen. Der Antikommunismus des Kalten Kriegs ermöglichte gerade konservativen Historikern und Politikwissenschaftlern das Festhalten an traditioneller Kulturkritik bei Anerkennung US-amerikanischer Hegemonie. Von überzeugten Gegnern wurden sie zu verhaltenen Befürwortern liberaler Demokratiemodelle und wiesen den „Daheimgebliebenen“ so den Weg nach Westen. Globale zivilgesellschaftliche Akteure der Gegenwart fokussierte der Soziologe Dieter Rucht (Berlin). Er konstatierte eine wellenförmige Zunahme transnationaler Mobilisierung im 20. Jahrhundert, zuletzt verstärkt seit 1990. Eine erneuerte Agenda gehe mit einem Wandel der Organisations- und Kommunikationsformen einher: Transnationale Verbände würden durch informelle, temporäre Netzwerke ergänzt, traditionelle Aktionsformen wie Petitionen und Versammlungen durch öffentliche Proteste und professionelles Lobbying. Anders als der Liberalismus des 19. Jahrhunderts richte sich diese Politik im „Modus der Belagerung“ (Jürgen Habermas) nicht nur gegen Staaten, sondern auch gegen Institutionen des Marktes – mit begrenztem Erfolg: Trotz erhöhter medialer Aufmerksamkeit seien globale zivilgesellschafliche Akteure nach wie vor marginal. Von einer globalen Zivilgesellschaft gar könne derzeit keine Rede sein. In seinem Kommentar teilte Hans-Jürgen Puhle (Frankfurt/M.) dieses Fazit. Zugleich plädierte er dafür, nicht von einer stufenförmigen Abfolge von der nationalen zur globalen Zivilgesellschaft auszugehen. Seit der Aufklärung sei vielmehr die parallele Ausbildung beider Ebenen zu verfolgen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion konstatierte Jürgen Kocka (Berlin) eine Akzentverschiebung: Mithilfe der Akteursperspektive könne „Zivilgesellschaft“ nicht nur in Räumen und Bereichen, sondern auch in Logiken des Handelns gefaßt werden. Kocka machte drei dominante Untersuchungsfelder aus: das Verhältnis der Zivilgesellschaft zum Staat, die Identifikation von Trägerschichten und die Strukturbedingungen zivilgesellschaftlichen Handelns. In Westeuropa sei Zivilgesellschaft eng mit dem Bürgertum verbunden gewesen, in Osteuropa mit Adel und Intelligenz. Kockas These eines West-Ost-Gefälles, das er mit Begriffen wie „Vorbild“ und „Rückständigkeit“ beschrieb, provozierte in der Diskussion die doppelte Forderung, weder die Geschichte Osteuropas zu vereinfachen noch die Geschichte Westeuropas zu idealisieren. Die Politologin Gesine Schwan (Frankfurt/Oder) stellte die positive Konnotation des Emanzipationsaspekts der Zivilgesellschaft in Frage. Der westliche sei nur ein Weg in die Moderne und zudem mit einem Verlust an Empathie einhergegangen. Maciej Janowski (Warschau) unterstützte diese Forderung nach Pluralität, verteidigte aber den analytischen Nutzen des Konzepts „Zivilgesellschaft“: Es diene sowohl zur Relativierung nationalhistorischer Perspektiven als auch zur Identifikation relevanter Teilbereiche von Gesellschaft. Die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer (Berlin) wies darauf hin, daß „Zivilgesellschaft“ in der arabischen Welt als Kampfbegriff sowohl gegen Regierungen als auch gegen rivalisierende Bewegungen fungiere. Im Hinblick auf kollektive Handlungskontexte stellte sie die im westlichen Diskurs der Zivilgesellschaft meist unreflektiert vorausgesetzte Universalität eines individualistischen, rationalistischen Akteursbegriffs in Frage.

Mit diesem Hinweis auf die dem Konzept der Zivilgesellschaft eigene Subjektkonstruktion war die Konferenz an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt: die Akteure. Zwischenzeitlich hatte sie diese zuweilen aus den Augen verloren und ihre Aufmerksamkeit eher den strukturellen Bedingungen zivilgesellschaftlichen Handelns gewidmet als diesem Handeln selbst. Konsequent durchgehalten, erwies sich die Akteursperspektive jedoch als geeignet, die Normativität des Konzepts der Zivilgesellschaft in einen analytischen Vorzug zu verwandeln. Dies schien an zwei Prämissen gebunden zu sein. Erstens: Zivilgesellschaft wurde nicht als externer kategorialer Rahmen der Analyse gefaßt, sondern als zeitgenössisches Projekt. Die Normativität des Konzepts wurde in die Akteure und ihre kulturellen Dispositionen hineinverlegt und so von einer Prämisse zum Gegenstand der Analyse. Die für das Projekt der Zivilgesellschaft notwendige Spannung zwischen Universalität und Exklusivität rückte so ins Zentrum der Untersuchung. Zweitens: Das Verfahren der Historisierung wurde auf den Diskurs der Zivilgesellschaft selber ausgedehnt. Das Projekt der Zivilgesellschaft legitimiert sich aus der Dichotomie von „Zivilität“ und „Barbarei“. Was jedoch historische Akteure für „zivil“ hielten, konnte aktuellen Verständnissen diametral entgegenlaufen. Auch Antisemiten und Nationalisten verstanden sich oft als Zivilisatoren. Ihre Auffassung von Zivilität sollte nicht als Abweichung von einer universalen Norm, sondern als Teil der ambivalenten Geschichte der Zivilgesellschaft gedeutet werden. Sonst behielte am Ende doch wieder Kafka Recht.

P.S.: Eine Veröffentlichung der Tagungsbeiträge ist in Vorbereitung.

http://www.fu-berlin.de/zvge/
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